Editorial unserer Chefredakteurin
Das Editorial von Chefredakteurin Nicole Schlaffer
© Viktor Fertsak
Stellen Sie sich vor …
Stellen Sie sich ein Weihnachten ohne Smartphone vor. Manche bekommen bei diesem Gedanken instant nervöse Zuckungen, andere neigen interessiert den Kopf.
So könnte es aussehen: Das einzige Bimmeln, das Sie hören, sind die Kirchenglocken. Sie müssen sich nicht zig WhatsApp-Fotos anschauen, auf denen Ihnen fremde Kinder – vorm Christbaum drapiert und von den Eltern mit schrecklichen Weihnachtsmützen versehen – gequält entgegenlächeln. Sie müssen in Ihrem Social-Media-Feed keine schlecht belichteten und aus unmöglichen Perspektiven gemachten Weihnachtsbaumfotos ertragen. Sie erhalten keine unpersönlichen, abgedroschenen Weihnachtswünsche von Leuten, mit denen Sie ohnehin nichts zu tun haben (wollen). Vor der Bescherung läutet ein Glöckchen aus Porzellan oder Messing und nicht das blecherne Geräusch aus der App. Sie erhalten keine unheilbringenden Push-Nachrichten aus aller Welt vom Live-Ticker. Das Weihnachtsessen wird nicht von unterschiedlichen Pieptönen diverser Nachrichtenapps unterbrochen.
Das Einzige, das vibriert, ist Ihre Stimme bei »Oh Tannenbaum«.
CR Nicole Schlaffer
Das Einzige, das vibriert, ist Ihre Stimme, wenn Sie beginnen, „Oh Tannenbaum“ zu singen. Beim Erwachsenen-Umtrunk entstehen keine peinlichen Fotos, die im Laufe der Jahre gegen Sie verwendet werden könnten.
Sie sehen, die Liste der Vorteile ist lang und kann beliebig erweitert werden. Und auch wenn Weihnachten ohne Smartphone für viele eine Utopie bleibt – vielleicht auch, weil sie einige der oben genannten Aspekte einfach lieben –, so empfehle ich Ihnen dennoch ein wenig Digital Detox. Weniger Smartphone, mehr Leben. Achtung: Das kann zu Reduktion von Stress führen und den Fokus auf wichtige Dinge lenken – nämlich auf die Menschen in Ihrer unmittelbaren Umgebung und auf Sie selbst.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein wunderbar analoges Weihnachtsfest mit vielen schönen Momenten, die Sie, anstatt im Handy, in Ihrem Herzen mit sich tragen.
Schreiben Sie mir Ihre Meinung:
[email protected]
Weitere Artikel zu diesem Thema
