Kuscheln Flamingos

Kuscheln: Gut für die Beziehung, gut für dich

Ein Plädoyer für mehr Nähe

4 Min.

© Unsplash/Simon Berger

Wer als Kellner:in mehr Trinkgeld verdienen möchte, aufgepasst: Berühre deine Kund:innen ab und zu an der Schulter. Klingt wie ein Witz? Ist es nicht. Die Wissenschaft nennt dieses Phänomen den Midas-Effekt. In Studien wurde mehrfach nachgewiesen: Menschen werden nach einer körperlichen Berührung wie an Hand oder Schulter großzügiger.

Durch eine Umarmung drücken wir Zuneigung und Mitgefühl für unser Gegenüber aus. Das verbindet, weiß auch Rebecca Böhme, Neurowissenschaftlerin und Autorin des Buches „Human Touch“. Und gut tut es sowieso, ob in Zeiten von Winterblues oder in Sommermonaten. Deshalb entscheiden sich auch die meisten Paare gegen getrennte Betten. Aber was passiert eigentlich im Körper, wenn uns jemand berührt?

Kuscheln: Wenn das Gehirn mit Oxytocin geflutet wird

Werden wir gestreichelt, leiten unsere Nerven die Information von der Haut weiter über das Rückenmark ins Gehirn. Dort wird der primäre Bereich für die Verarbeitung von Berührung aktiv: der somato-sensorische Kortex. Außerdem aktivieren sanfte Berührungen die Insula (einen Großhirnlappen). Der Körper schüttet nun viel Oxytocin aus, das berühmte Binde- oder Liebeshormon, auch bekannt als „Kuschelhormon“.

Das passiert aber nur, wenn die Zuneigung von der richtigen Person kommt. Wer uns berührt, bestimmt indirekt, wie wir die Berührung empfinden und wie unser Gehirn diese verarbeitet.

Ausschlaggebend für die positiven Effekte einer Umarmung ist eben nicht nur der Reiz auf der Haut, weiß Böhme. „Das Gehirn scheint in der Lage zu sein, die Empfindlichkeit auf Berührungen zu verändern – also etwa zu verstärken, wenn wir uns in einer intimen Situation mit unserem Partner befinden.“

Umarmungen mit linkem Arm
© Pexels/Anna Shvets

Anders ist es, wenn wir uns selbst berühren. Dann reagiert das Gehirn anders und deaktiviert seine Berührungsbereiche sogar. Warum? Weil wir uns ohnehin uns ständig selbst anfassen, beim Nasekratzen, durch-die-Haare-Streichen, Ohrläppchenzupfen usw. Solche eigenen Berührungen sind unwichtig für unser Gehirn, es kann diese vorhersagen und weiß, wie sich die Berührung anfühlen wird.

Was der Umarm-Arm über dich verrät

Ob wir unser Gegenüber mit dem rechten oder dem linken Arm umarmen, ist laut einer Studie von der Emotion im Moment abhängig. Spannend: Es spielt dabei keine Rolle, ob die Situation als positiv oder negativ empfunden wird. Sowohl in schönen wie auch in weniger schönen Situationen umarmen wir öfter mit dem linken Arm. Der Grund: Die rechte Gehirnhälfte kontrolliert die linke Körperhälfte und verarbeitet Emotionen, positive wie negative.

In neutralen Situationen – wenn wir durch die Berührung emotional eher ungerührt bleiben – umarmen wir tendenziell mit rechts. Ob Links- oder Rechtshänder, spielt aber natürlich auch eine Rolle, wie die Forschenden belegen konnten.

Umarm-Arm und Kuscheln
© Unsplash/Andrew Neel

Müssen wir lernen, wie man richtig streichelt?

Zum Glück nicht, das machen wir automatisch richtig. Wissenschaftlerin Böhme weiß, die optimale Fingerspitzen-Temperatur für angenehme Berührungen liegt bei 32 Grad Celsius – und das beste Streicheltempo sind zwischen drei und zehn Zentimetern pro Sekunde. Aber wie gesagt, das muss niemand üben.

3 Gründe, warum wir alle öfter kuscheln sollten

Es gibt sogar einen Weltkuscheltag, an dem weltweit das Schmusen und Knuddeln gefeiert wird. Aber nicht nur am 21. Jänner sollten wir den oder die Liebsten angreifen:

Berühren entspannt

Eine liebevolle Berührung fühlt sich einfach gut an. Wir fühlen uns geborgen, beginnen zu lächeln, wenn wir die Wärme eines anderen Lebewesens spüren. Die Menge an Stresshormonen im Blut sinkt und wir bekommen ein wohlig-warmes Gefühl. Das Gehirn schüttet bei Streicheleinheiten neben Oxytocin auch Opioide aus, weiß Böhme. Mit einem entspannenden Effekt: „Es scheint, als ob die Ausschüttung von Opioiden dazu führt, dass wir uns entspannen und negativen Ereignissen in unserem Umfeld weniger Gewicht geben.“

Kuscheln steigert die Zufriedenheit in der Paarbeziehung

Paar beim Kuscheln
© Unsplash/toa heftiba

„Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit positiver Berührungen, unseren Stresshormonen, aber auch unserer Zufriedenheit in einer Liebesbeziehung“, weiß die Expertin. Berührungen lösen sicher keine Beziehungskrisen, wie sie in jeder Beziehungsform entstehen können. Aber sie erhöhen die Zufriedenheit in einer gut laufenden Beziehung – und Streicheleinheiten, Küsse und Umarmungen können neue Nähe entstehen lassen.

Starke Beziehungen durch viel Berührung

Nicht nur die Paar-Beziehung, auch Freundschaften profitieren davon, wenn man sich oft gegenseitig anfasst, sagt Böhme: „Körperliche Nähe verstärkt die Eltern-Kind-Bindung und auch Freundschaften.“ Die Wärme einer Umarmung kann Emotionen und Stimmungen positiv beeinflussen und stärkt bestenfalls jede Beziehung. Natürlich hat auch das Kuscheln mit Haustieren wie Hund oder Katze hat einen positiven Effekt auf unsere Stimmung!

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