Vom Ösi zum Aussie

Isabella Fleck: eine Architektin aus Pinkafeld, die nach ihrer Karriere in Abu Dhabi nun mit einem Pharmazeutiker in Australien lebt und als Grafikerin in seinem Unternehmen arbeitet.

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Isabella Fleck © privat

Fleck heißt sie eigentlich jetzt nicht mehr, sondern Umlil. Der Name stammt von den marokkanischen Eltern ihres Mannes. Isabella wollte immer schon Architektur studieren und es zog sie stets in ihren Gedanken rund um den Globus. Mit der Weltkarte als Unterlage am Tisch paukte sie schon als Schülerin in ihrem Zuhause in Pinkafeld für Schularbeiten. Nach der Matura machte sie sich auf nach Wien und beendete dort mit 25 Jahren ihr Architektur-Studium. Für ihre Diplomarbeit bot sich ein Auslandssemester an und sie beschloss, dieses mit einer Freundin in Sydney zu verbringen. Das war im Oktober 2001. Das Doktorat hängte sie dran, wieder in Australien. Sie flog zwar zwischendurch immer wieder nach Österreich, doch verbrachte die meiste Zeit in Australien. 2004 begann Isabella bei einer Architektur-Firma zu arbeiten, ihr Job erforderte viele Auslands­einsätze. So reiste sie jahrelang oft in die Arabischen Emirate, vorrangig nach Abu Dhabi. 2007 schloss sie ihr Doktorat ab und hatte die Nase voll von unbezahlten Überstunden, bewarb sich als Architektin bei einer Bauträger-Firma vor Ort in Sydney – zu dieser Zeit hatte sie auch schon ihren zukünftigen Mann kennengelernt und mit ihm zusammengelebt.

Die Wende

„Ich lebe immer im Moment, plane nie viel vor. Ich glaube an Schicksal und dass mein Leben mir das gibt, was für mich bestimmt ist“, sagt die 47-Jährige aus Überzeugung. Heute wohnt sie mit ihrer Familie in einem Haus in Sydney und arbeitet im Unternehmen ihres Mannes als Grafikerin. „Irgendwann kam der Punkt, wo mein Mann und ich besprochen haben, dass es so nicht weitergehen kann, wenn wir eine Familie gründen wollen. Ich hatte genug von all den langen Arbeitstagen. Er meinte dann: ‚Entweder du machst dich selbstständig oder ich mache es.‘ Wir haben dann gemeinsam entschieden, dass er eine Firma gründet und ich bei ihm arbeite. Die Arbeit als Grafikerin und im Marketing taugt mir total, sie ist kreativ und du kannst im Prinzip nichts falsch machen“, lacht Isabella. Daneben baut sie sich seit drei Jahren ein eigenes Online-Business auf, indem sie Vorlagen erstellt und zum Verkauf anbietet oder auch mal Bücher schreibt.

Die Welt: ein freier Ort

Die Jahre in Australien sind und waren natürlich nicht immer einfach. „Die ersten Jahre habe ich immer ein Rückflugticket in der Tasche gehabt. Ich liebe Österreich, das Burgenland und auch Wien, vermisse meine Freunde dort bis heute. Aber ich telefoniere sehr viel mit ihnen.“ Doch sie folgte immer ihrem Herzen und das hängt einfach derzeit mehr an Sydney als am Burgenland. Ein Aspekt, der ihr das Leben wesentlich erleichtert, ist jetzt nach Covid auch wieder komplett hergestellt: „Ich weiß, dass ich jederzeit heimfliegen kann. Die Welt ist ein freier Ort für mich, Distanzen sind nicht so schlimm, wie sie wirken, es handelt sich nur um Stunden.“

Gutes Österreich

Durch die Herkunft ihres Mannes reist die gesamte Familie auch des Öfteren nach Marokko. Und auch sonst möchte Isabella ihren beiden Buben (7 und 11) so viel wie möglich von der Welt zeigen. Es war ihr auch wichtig, dass ihre Kinder so wie sie die Doppelstaatsbürgerschaft haben, Österreich und Australien. „Deutsch können sie leider noch nicht so gut, daran müssen wir noch arbeiten“, schmunzelt sie. Das viele Reisen lässt sie erkennen, worauf es ankommt, und Isabella weiß: „Im Vergleich zum Rest der Welt ist Österreich ein tolles Land. Das habe ich auch erst richtig gemerkt, seit ich nicht mehr dort lebe. Ich kenne so viele Geschichten von australischen Einwanderern, die Schlimmes erlebt haben in ihren Heimatländern. Und trotzdem jammern die Leute in Österreich immer über alles.“

Familiengründung nicht leicht gemacht

Vor allem die Kinderbetreuung und Familiengründung sei in Australien eine Herausforderung. „Ich war nie besonders karrierefixiert, mein Studium hat mir Spaß gemacht, die Arbeit danach auch. Aber wenn du in Aus­tralien Kinder bekommst, dann arbeitest du bis zum letzten Tag vor der Geburt. Danach durfte ich offiziell drei Monate in Karenz gehen.“ Viele Arbeitnehmer*innen bleiben nach dieser Zeit unbezahlt daheim bei den Kindern oder geben sie in ein sogenanntes „Day Care“ von 7 bis 18 Uhr. „Doch für umgerechnet 100 Euro pro Tag ist das ein sehr teures Unterfangen. Viele gehen nur arbeiten, um das Day Care zu bezahlen, damit sie ihren Job behalten.“ Das Unternehmen, in dem Isabella arbeitete, gestand ihr 15 Monate Karenz zu und ihr Job war gesichert, doch diese Auszeit musste sie unbezahlt nehmen. Kinderbetreuungsgeld vom Staat gab es nur für drei Monate.


Die Unterschiede zwischen Aus­tralien und Österreich sind gravierend – und dann wieder doch nicht. „Wir fahren links statt rechts, wir haben Winter, wenn ihr Sommer habt. Unser großer Pluspunkt ist das Meer. Wir wohnen fünf Minuten vom Strand entfernt – dort, wo andere Urlaub machen. Sydney ist eine Weltstadt, die Menschen hier sind superfreundlich. Es gibt viele nette Wohngegenden. Natürlich ist hier alles teurer, das Wohnen, das Gesundheitssystem. Meinen Kindern sag ich aber immer, Österreich ist ähnlich wie Sydney, das Gras ist dort auch grün, die Häuser sind ähnlich. Nur das Meer fehlt.“

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