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Lifestyle | 07.02.2023

Business-Talk

OSG-Vorstand Alfred Kollar über giftige Mischungen, Preisrallyes und seine optimistische Grundhaltung.

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OSG-Vorstand Alfred Kollar über giftige Mischungen, Preisrallyes und seine optimistische Grundhaltung. © Vanessa Hartmann

Die Preise für Baurohstoffe sind hoch wie nie, dazu kommen die Energiekrise und steigende Finanzierungskosten. Expert*innen sprechen von einem kommenden Crash 2023 in der Baubranche. Wie geht die OSG mit den Krisen in den verschiedenen Bereichen um?

Gleich vorweg: Einen Crash erwarte ich 2023 weder in der Baubranche ganz allgemein noch in der Wohnbaubranche! Wobei ich natürlich schon zugestehe, dass die gestiegenen Grundstückskosten, die explodierten Baukosten, die irrationalen Energiepreise und zuletzt, aber ganz besonders, die stark gestiegenen und nach wie vor steigenden Finanzierungskosten eine äußerst giftige Mischung bilden, die der Wohnbaubranche ordentlich zusetzt. Nach dem sehr guten Jahr 2022 rechnen wir bei der OSG für das laufende Jahr mit einem Rückgang der Bautätigkeit. Wir müssen bei Wohnungsprojekten mit Kosten und Mieten kalkulieren, die einen Baubeginn häufig wirtschaftlich nicht rechtfertigen, sodass wir schon Wohnungsprojekte zurückstellen mussten. Anders bei den Reihenhäusern: Für viele Menschen ist es aus Kostengründen nicht mehr möglich, ein Einfamilienhaus zu bauen. Unsere Doppel-Reihenhäuser sind daher eine leistbare Alternative zum Einfamilienhaus. Ein mittelgroßes Einfamilienhaus mit sämtlichen Anschlüssen, Außenanlage und Garage, wird unter 600.000 Euro kaum zu haben sein. Wir kalkulieren unsere Reihenhäuser im Schnitt um etwa 350.000 Euro.


Wie wirken sich die steigenden Kreditzinsen auf eure Situation aus? Welche Themen entstehen dadurch bei euren Mieter*innen?

Das steigende Zinsniveau wirkt sich für uns extrem herausfordernd aus. Im Neubau konnten wir das Problem der Pandemie sehr gut bewältigen, weil wir auf günstige Finanzierungen zurückgreifen konnten. Aufgrund des Krieges, der Zinsenpolitik der EZB und der Energiekosten wird uns nun die Kalkulation unserer Neubauprojekte richtig schwer gemacht. In der Verwaltung stehen wir vor dem Problem, dass wir unsere „Hauptmieten“, das sind bei uns als Gemeinnütziger Wohnbauträger die Rückzahlungen der Darlehen, erstmals seit mehr als zehn Jahren anpassen mussten. Wir haben insofern darauf reagiert, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten Eigenmitteleinsätze getätigt haben, um zu hohe Mietsteigerungen zu vermeiden. Bei jenen Wohn- und Reihenhausanlagen, deren Baubeginn und Kalkulation noch bei günstigerer Verzinsung erfolgt ist, haben wir vorläufig einen Teil der Annuitätenzahlungen aus unseren Eigenmitteln übernommen. Und wir haben als Folge dieses Wohnschirms einen Delogierungsstopp für die kommenden sechs Monate ausgesprochen.


Wohin geht der Trend im Bereich Wohnen 2023 Ihrer Meinung nach?

Grundsätzlich rechne ich einmal kurzfristig nicht mit einem Ende der Preisrallye. Mittelfristig wird es wohl dazu kommen müssen, wenn die Nachfrage spürbar und dauerhaft nachlässt, und das ist schon der Fall und wird sich in den nächsten Monaten noch verstärken. Die Nachfrage nach kleineren Wohneinheiten wird aus Kostengründen weiter zunehmen, aber der Boom ist vorbei. Gleichzeitig gehe ich von einem Anhalten der großen Nachfrage nach Reihenhäusern aus. Das Doppelhaus und der Bungalow liegen ganz eindeutig im Trend!


Wie blicken Sie in die Zukunft?

Ich gehe davon aus, dass die Baukosten, wenn sie schon nicht sinken werden, zumindest stabil und berechenbar werden. Und dass sich mittelfristig die Zinsen auf ein Niveau begeben werden, das Anreize für Investitionen schafft. Irgendwann wird eine gewisse Frage über allem stehen: Wie viel Wirtschaftsabschwung können wir uns im Kampf gegen die Inflation leisten? Und somit bleibe ich in meiner Grundhaltung optimistisch, wie ich es immer war, und wünsche mir ganz im Sinne unseres sozialpolitischen Auftrags, dass wir leistbares Wohnen im Burgenland auch weiterhin gewährleisten können.