Aufgepepptes Sexleben

Dildoberaterin Dagmar Thime spricht mit uns über Orgasmen, extremen Sex und Toy-Muffel.

5 Min.

Dildofee Dagmar Thime © Vanessa Hartmann

Sie ist 52, fühlt sich aber wie 40. Dass ältere Frauen eher wissen, was sie wollen, davon ist Dagmar Thime aus Neudörfl überzeugt. Als Dildofee tingelt sie durch Österreich und Deutschland mit lustbringenden Toys und hilfreichen Ratschlägen im Gepäck. Bestimmt kennen Sie das System und waren vielleicht selbst auch schon mal auf einer Party, wo (meist) eine Dame verschiedene Produkte eines bekannten Unternehmens für Küche und Haushalt vorstellt. Angreifen, ausprobieren, bestellen. Das Prinzip bei der Dildofee ist das gleiche, nur die Produkte sind andere. Wir sprechen mit Dagmar Thime exklusiv über ihre Erlebnisse und warum der Sex im Alter anders, aber trotzdem schön ist.

Du bist seit rund sieben Jahren als „Dildofee“ unterwegs – wie ist das Publikum bei deinen Partys?

Dagmar Thime: Komplett unterschiedlich. In den Sommermonaten sind es viele Polterabende, für die ich gebucht werde. Ansonsten sind es auch Partys mit älterem Publikum. Meist natürlich Damen, aber ab und zu hab ich auch gemischte Partys. Wenn nur Frauen dabei sind, wird viel offener gesprochen. Sind Männer anwesend, gehen Frauen nicht so aus sich heraus.

Welchen Unterschied gibt es zwischen einem jüngeren und älteren Publikum?

Reifere Frauen wissen oft, was sie wollen und was nicht – oder zumindest die Richtung. Jüngere blödeln eher herum oder kichern viel, aber auch unter denen gibt es welche, die bereits gut informiert sind. Am lustigsten sind die Partys, bei denen die Frauen sich untereinander gut kennen. Da werden Tränen gelacht und trotzdem viel dabei gelernt!

Deiner Erfahrung nach: Was ist der größte Unterschied beim Sex mit 50 plus im Gegensatz zu Sex mit 20 oder 30?

Die Herumspringerei hört sich auf, im wahrsten Sinne des Wortes (lacht). Mit einem langjährigen Partner kennt man sich einfach, auch wenn der Körper sich verändert hat und nicht mehr alles dort ist, wo es einmal war. Diese Vertrautheit kann etwas Schönes sein. Auf der anderen Seite ist es aber auch möglich, dass die Lust einschläft oder es langweilig wird – deswegen kann ich nur jedem raten, auch im Alter offen zu sein für Neues. Man schafft vielleicht nicht mehr so viele komplizierte oder anstrengende Stellungen und Rollenspiele, aber mit den richtigen Gadgets und Hilfsmitteln lässt sich ganz leicht wieder Schwung ins Sexleben bringen.

Dildofee Dagmar Thime
Dagmar Thime © Vanessa Hartmann

Viele junge Frauen wissen gar nicht, dass sie noch nie einen
Orgasmus hatten.

Dagmar Thime, Dildofee

Was mache ich, wenn mein Partner Neuem gegenüber nicht aufgeschlossen ist, aber mir im Bett langweilig wird?

Das erlebe ich immer wieder bei älteren Frauen. Die möchten keine Toys mit nach Hause nehmen, weil der Partner das ablehnt. Oder er glaubt, dass er etwas nicht richtig macht, und fühlt sich gekränkt. Ich sage dann immer, wenn ihr so jemanden zu Hause habt und ihr würdet trotzdem gerne etwas Neues ausprobieren, dann nehmt keinen Vibrator oder Dildo, sondern eines der Partnerspielzeuge, mit denen Mann und Frau tolle Sachen gemeinsam machen können, die aber auch für die Frau alleine Spaß bringen. Es gibt wirklich viele Toys, die für beide interessant, lustig und lustbringend sind.

Welche Fragen von Frauen über 50 bekommst du auf den Partys am öftesten zu hören?

Fragen, die indirekt den Beckenboden betreffen. Ab 50 fängt es meist an: leichte Inkontinenz oder du spürst nicht mehr so viel beim Sex. Daher ist ganz wichtig: trainiere deinen Beckenboden! Dann spürst du dich und deinen Mann wieder mehr. Mit Liebeskugeln oder Zauberkugeln kannst du deinen Beckenboden ganz leicht trainieren; wenn du es regelmäßig machst, wirst du sehen, wie dein Lustgefühl sich steigert. Die Scheide wird enger und die Reibung ist wieder besser spürbar.

Oft wird auch nach dem G-Punkt gefragt oder anderen anatomischen Konstellationen. Es ist erstaunlich, wie viele Frauen ihren eigenen Körper nicht kennen. Auch dafür sind solche Partys da. Die Frauen können alles fragen, es gibt keine peinlichen oder blöden Aussagen. Viel schlimmer wäre es, den eigenen Körper nicht zu kennen, sich zu schämen oder sich nicht dafür zu interessieren.

ABWECHSLUNGSREICH. Vibrator und Dildo waren gestern, heute gibt es ausgeklügelte und stimulierende Toys für alle Bedürfnisse. © Vanessa Hartmann

Stichwort Orgasmus. Inwiefern erlebst du ihn heute anders als in jüngeren Jahren?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele junge Frauen jahrelang Sex haben und gar nicht wissen, dass sie noch nie einen Orgasmus dabei hatten. Es gibt ein magisches Alter, das ist bei jeder anders, ab dann klappt es einfach besser mit dem Orgasmus. Bei älteren Frauen, aber auch bei vielen Frauen im Allgemeinen, reicht das einfache „Rein-Raus“ nicht. Wir brauchen äußere Stimulation. Ich war zwei Mal verheiratet. Mit meinem jetzigen Lebensgefährten bin ich seit rund sechs Jahren zusammen, für ihn ist es sehr wichtig, dass ich zum Orgasmus komme, egal wie. Und wenn er wochenlang auf Dienstreise ist, habe ich meine Helferlein zu Hause.
Ein Orgasmus entspannt mich extrem. Deswegen liebe ich es am Abend vor dem Einschlafen. Ich war schon immer aufgeschlossen Toys gegenüber und mir ist wichtig, dass mein Partner das auch ist.

Hast du Fantasien, die du noch gerne ausleben möchtest?

Nein, ich habe schon alles gemacht. Extremer Sex, der kleine süße Schmerz, der nichts mit Gewalt zu tun hat, sondern der dich um den Verstand bringt. Heute würde ich dieses Extreme nicht mehr wollen. Aber zur damaligen Zeit war das echt lässig. Mit meinem Körper bin ich zufrieden. Ich habe immerhin zwei Kinder geboren! Auf die retuschierten Bilder im Internet oder in Zeitschriften gebe ich nicht viel. Ich bin, wie ich bin. Und wem es nicht gefällt, der soll nicht hinschauen (lacht).

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