Lifestyle | 27.02.2023
Video-Streaming Deutschland: Ein anhaltender Trend
Bis vor wenigen Jahren noch war das Fernsehen nicht gerade eine immer zufriedenstellende Angelegenheit. Neben lang andauernder Werbung, rigiden Sendezeiten und einem fremdbestimmten Angebot musste man sich des Weiteren auch nur allzu oft mit Freunden, Mitbewohnern oder Familienangehörigen um das einzige Endgerät im Haushalt streiten. Wer seine Lieblingsserie, einen Film oder ein lange erwartetes Sportevent nicht verpassen wollte, hatte zu einer bestimmten Zeit am rechten Ort zu sein, vor dem Fernseher nämlich.
Ein Phänomen, welches uns heute nur noch aus unserer Erinnerung bekannt ist. Zeit und Ort spielen keine Rolle mehr, solange man zumindest Zugang zum Internet hat. Ein umfangreiches Angebot, aus dem wir wählen können, das Wann und das Wo, das Was und das Wie, all das liegt nun in unseren Händen. Sei es morgens vor der Arbeit oder auch auf dem Klo eines anstrengenden Familienabends, nie war es leichter, sich an seiner Lieblingsserie zu erfreuen.
Enstehungsgeschichte: Streaming
Die ersten Grundlagen für das Internet finden sich bereits in den 1950er-Jahren. Allerdings handelt es sich hierbei noch nicht um das, was wir im heutigen Sinne als das Internet kennen. Webseiten sind nämlich erst seit den 1990er-Jahren für die Öffentlichkeit wirklich zugänglich.
Diese für uns heute als revolutionär erscheinende Methode, die das Teilen von Daten jeglicher Art und damit ortsunabhängige Kommunikation ermöglicht, wurde zu Beginn noch von vielen als eine Spielerei für Technik-Fanatiker und Enthusiasten abgetan. Es dauert aber nicht lange, bis selbst Video-on-Demand Anbieter auf den Zug des digitalen Webs mit aufsprangen und erstmals Serien und Filme online anboten. Allerdings war die Quantität des Angebots zu dieser Zeit recht spärlich und Video-on-Demand sollte für eine lange Zeit auf seinen Durchbruch zu warten haben. Für zu viele Nutzer handelte es sich dabei einfach um eine zu teure Angelegenheit hinsichtlich der doch eher überschaubaren Auswahl.
Stattdessen tauschten sich zahlreiche Internetnutzer*innen über sogenannte Filesharing-Plattformen aus. Ein zwar illegales und verbotenes, aber dennoch äußerst beliebtes und vor allem billigeres Unterfangen, auch heute noch.
Internetpiraterie betraf allerdings leider nicht nur die Filmindustrie. Gerade die Musikindustrie hatte unter diesem ungehemmten und freien Austausch von Daten und Inhalten über das Netz stark zu leiden. Im Zuge des Teilens von Filmen und Serien war es nämlich nur ein winziger Schritt hin zum Teilen von CDs und Schallplatten, die eben oft sehr teuer und daher auf dem illegalen Markt gefragt waren, denn mithilfe des Internets war es nun jedem möglich, unbegrenzt viele individuelle Playlists zusammenzustellen. Das war zu diesem Zeitpunkt absolut revolutionär, was die Branche am Ende jedoch wirklich revolutionieren sollte, waren die werbefinanzierten Inhalte.
Dies hat auch das heute äußerst erfolgreiche Unternehmen namens YouTube erkannt. Bereits im Jahr 2005 wurde es relativ zu Beginn dieser Entwicklung gegründet und fand schnell den Weg zu wirtschaftlichem Erfolg über das Konzept von werbefinanzierten Inhalten. Während auf YouTube zunächst überwiegend Heimvideos von Nutzer*innen veröffentlicht wurden, die zur Belustigung anderer Nutzer*innen dienten, so sollte die Erkenntnis, dass Content Creator*innen mit ihren Inhalten Geld verdienen könnten, schon bald einen drastischen Wandel für das Unternehmen bringen. Ein Wandel, der YouTube zu seiner heutigen äußert professionellen und beinahe universalen Stelle führte.
Bevor es zum Boom des Internets kam, waren nicht Kino oder Fernsehen, sondern DVDs und Kassetten das wichtigste Medium für die Filmindustrie. Interessanterweise hat das im Jahr 1997 gegründete Unternehmen namens Netflix zunächst mit dem Verleih von DVDs per Post gearbeitet. Es dauerte im Zuge des Aufkommens des Internets aber nicht lange, bis Netflix begann, eine neue Marktstrategie einzuschlagen und in den Streaming-Markt zu expandieren, und wir alle wissen, mit welch großem Erfolg ihnen das gelang.
Nachdem Netflix seine ersten großen Erfolge in den USA feiern konnte, war es auch in Deutschland erstmals ab 2014 verfügbar. Die deutschen Nutzer*innen nahmen das ihnen nun zur Verfügung stehende Angebot mit Freude an. Es war eine großartige Erweiterung zu bestehenden Plattformen wie beispielweise YouTube. Nicht einmal ein Jahr später sind bereits 7 Prozent aller Deutschen ein kostenpflichtiges Angebot mit Netflix eingegangen und bis zum Jahr 2019 sollte diese Zahl auf ganze 32 Prozent ansteigen.
Als Reaktion auf diese Entwicklung begannen deutsche Fernsehsender ebenfalls damit, ihre eigenen Mediatheken aufzubauen und anzubieten. Sie erkannten diesen Trend allerdings etwas zu spät und so können sie bei Weitem noch nicht mit den großen Streaming-Unternehmen aus den USA mithalten. Dennoch nehmen sie eine immer größere Rolle im Hinblick auf die deutsche Serienwelt ein und lösen das lineare Fernsehen zunehmend ab.
Heutzutage kann jeder Haushalt ein individuelles Paket aus verschiedenen Streaming-Angeboten zusammenstellen. Tatsächlich ist es für wahre Serien-Junkies oft sogar notwendig, mit verschiedenen Streaming-Anbietern Verträge einzugehen, um so wirklich rundum versorgt zu sein und keine Serien-Highlights zu verpassen.