People | 07.03.2023
Business Talk

Du bist seit heuer die neue Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft. Wie steht es um die derzeitige Situation für Jungunternehmer*innen im Hinblick auf die Energiekrise und den Fachkräftemangel?
Bettina Pauschenwein: Das größte Problem sind die massiven Energiekosten. 76 Prozent der befragten Unternehmen leiden unter hohen Strompreisen, 53 Prozent unter hohen Treibstoffpreisen. Vor diesem Hintergrund erwarten sich die Jungunternehmer*innen nachhaltige Maßnahmen zur Entlastung. Um dem Mangel an Fach- und Arbeitskräften entgegenzuwirken, haben die jungen Betriebe klare Vorstellungen von möglichen Lösungsansätzen, wie z. B. die Steuerbefreiung von Überstunden.
Wenn du drei Vorhaben als Bundesvorsitzende SOFORT umsetzen könntest ohne Gegenwind und mit unerschöpflichem Budget: Welche wären das?
Erstens muss die Abgabenquote gesenkt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern. Mit einer Abgabenquote von 42,9 Prozent für 2022 liegt Österreich 0,8 Prozent über dem Wert der Eurozone und 1,5 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Besonders problematisch für den Standort ist dabei, dass auch viele Nachbarstaaten – und damit unmittelbare Standortkonkurrenten – deutlich besser abschneiden als Österreich. Gerade die Senkung der Lohnnebenkosten würde die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen deutlich steigern. Zweitens braucht es einen flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Ausbau der Kinderbetreuung. Aktuelle Daten zeigen, dass mehr als 65.000 Frauen mit Betreuungspflichten mehr arbeiten möchten. Derzeit sind österreichweit nur 29,1 Prozent der unter Dreijährigen in Kinderbetreuung. Jedes Kind, das einen Platz braucht, muss diesen auch bekommen. Die Gründung einer Familie darf für niemanden eine zwingende Teilzeitfalle bedeuten. Drittens bin ich mir aber als Unternehmerin bewusst, dass die budgetären Spielräume für diese vorgeschlagenen Maßnahmen begrenzt sind. Deshalb wäre es wichtig, jetzt die Weichen in Richtung Generationengerechtigkeit zu stellen. In den nächsten Jahren scheidet die sogenannte Babyboomer-Generation aus dem Erwerbsleben aus und stellt somit eine zusätzliche Herausforderung dar. Es braucht deshalb eine nachhaltige Absicherung der Systeme, generationengerechte Budgets, die in die Zukunft investieren, sowie Anreize für längeres Arbeiten.
Du warst 2013 die jüngste Tischlermeisterin im Burgenland. Wie kann es geschafft werden, mehr junge Menschen für eine Lehre in einem Handwerk zu begeistern?
Die Lehre wird fortlaufend modernisiert, indem bestehende Berufsbilder angepasst und neue, zukunftsorientierte Lehrberufe geschaffen werden. Dabei ist es wichtig, eine ausgewogene Mischung aus bewährten Handwerkstechniken und Innovationen zu finden. Durch diese Maßnahmen wird die Lehre zu einem attraktiven Karriereweg für junge Menschen und sichert unseren Betrieben die dringend benötigten Fachkräfte für die Zukunft.
Wie hat sich dein eigener Betrieb in den letzten Jahren entwickelt und wie geht ihr mit den aktuellen Herausforderungen um?
Zum einen hatten wir Glück, dass wir zu den Branchen gehörten, wo die Auftragslage konstant blieb und unser Betrieb während der Lockdowns nicht geschlossen war. Zum anderen haben wir bereits vor Jahren in erneuerbare Energien investiert, wodurch wir die aktuelle Energiekrise für unseren Betrieb etwas abfedern können. Abgesehen davon sind wir ein gut eingespieltes Team bestehend aus großartigen Mitarbeiter*innen. Dadurch konnten wir die herausfordernden Zeiten gut meistern.